Bürobedarf: Informationssammlung

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Papierschneider

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Prinzipiell muss zwischen Rollenschneider und und Papierschneider mit festem Messer über die gesamte Schnittlänge unterschieden werden. Letztere werden wiederum in Hebelschneider und Stapelschneider unterteilt. Jeder dieser Typen hat bestimmte Vor- und Nachteile, und eignet sich für unterschiedliche Anforderungen.

Papierschneidertypen

Rollenschneider

Bei einem Rollenschneider bildet dem Namen entsprechend ein abrollendes Rundmesser die obere Schneide. Bei einfachen Rollenschneidern bildet die Vorderkante der Arbeitsfläche die untere Schneide, bei guten Rollenschneidern ist entlang der Vorderkante ein geschliffenes Messer.

Ein Rollenschneider ist gut für das schnelle gerade Beschneiden einzelner Blätter, zum Beispiel Ausschnitte aus Zeitungen und Zeitschriften. Bessere Rollenscheider eignen sich auch zum Beschneiden von dickerem Papier bzw. dünnem Karton.

Hebelschneider

Bei einem Hebelschneider ist ein Messer an einem Ende der Schneidkante klappbar angebracht. Ein guter Hebelschneider hat geschliffene Ober- und Untermesser aus solidem Vollmaterial, sowie einen Berührungsschutz für das Obermesser.

Ein hochwertiger Hebelschneider liefert einen deutlich saubereren Schnitt als ein Rollenschneider, und eignet sich auch für das Schneiden von dünnen Stapeln bis maximal ca. 4mm. Je länger die Schnittkante und je mehr einzelne Lagen zu schneiden sind, desto größer ist die Gefahr, dass sich das Schnittgut auch bei guter Pressung während dem Schneiden verdreht. Trotzdem eignen sich Hebelschneider noch für das Beschneiden der offenen Seiten von gehefteten Broschüren-Ausdrucken, weil hier die Gefahr des Verrutschens durch die Heftung minimiert wird. Durch die Hebelwirkung ist das Schneiden in der Nähe des Drehpunkts einfacher als am entgegengesetzten Ende, wo bei wenigen Millimetern Schnittdicke schon eine große Kraft notwendig ist. Durch die saubere Schnittkante hat ein Hebelschneider auch Vorteile bei dickeren Materialien, wie zum Beispiel Fotopapier, Deckelfolien oder dünnem Karton.

Bei einem Hebelschneider ist durch das Untermesser eine klar definierte Schnittkante sichtbar. Besonders bei den Modellen mit abrollendem Klingenschutz ist dabei der Verlauf des Schnitts beim Anlegen des Schnittguts sehr gut zu sehen. Das Einsatzgebeit ist damit hauptsächlich für beliebig viele sehr saubere sehr präzise Schnitte in eher dünnen Stapeln bis kräftigeren Einzelbögen.

Stapelschneider

Bei einem Stapelschneider wird das Obermesser über einen Hebelmechanismus fast parallel zur Papierfläche nach unten gedrückt. Somit schneidet ein Stapelschneider eigentlich auch nur wenige Millimeter auf einmal, das aber kontinuierlich.

Ein Stapelschneider eignet sich, wie der Name schon sagt, für das Schneiden von Stapeln. Durch das fast parallele Schneiden werden die einzelnen Lagen früher komplett durchtrennt, somit ist die Gefahr von Verdrehen oder Verrutschen des Stapels stark reduziert. Entscheidend sind dafür ein solider Papieranschlag, sowie eine gute Pressvorrichtung.

Die normalen Anwendungsfälle sind das Beschneiden größerer Standardformate zu Sonderformaten, oder das Beschneiden der offenen Kanten nach dem Heften oder Binden von Einzelblättern. Manuelle Stapelschneider schneiden bis zu mehreren Zentimetern, für dickere Stapel gibt es auch elektromechanische oder hydraulische Stapelschneider.

Konstruktionsbedingt schneiden Stapelschneider gegen eine Schneidunterlage, die damit einem besonderen Verschleiß unterliegt. Dabei ist die Schneidunterlage asymetrisch positioniert, so dass durch Drehen und Wenden flache Unterlagen vierfach, und Unterlagen mit quadratischem Querschnitt achtfach verwendet werden können. Der Verschleiß der Schneidunterlage kann dabei die untersten Lagen beeinflussen, zur Not kann der Stapel noch mit extra Papier unterfüttert werden. Gleiches gilt für den Schutz der Oberseite des Stapels gegen eventuelle Abdrücke durch die Pressvorrichtung. Das Einsatzgebiet ist damit das saubere gleichmäßige Beschneiden von Stapeln. Für die Qualität des Schnitts ist die Dicke des Stapels unerheblich - sogar eher förderlich, wenn das Schnittgut wenig komprimierbar ist.

Perforieren

Ein Spezialfall des Papierschneidens ist das Perforieren. Auch hier gibt es unterschiedliche Ausführungen: Die einfachste Variante besteht aus einem Rundmesser mit Handgriff, womit sich zusammen mit einer Schneidunterlage und einem geeigneten Lineal eine Perforation erzeugen lässt. Die verbreitetste Variante arbeitet nach dem Prinzip des Rollenschneiders, wo es zum Teil wechselbare Rundmesser gibt, oder Rollenschneider mit Revolvermechanik für unterschiedliche Motivschnitte. Industrielle Perforiergeräte arbeiten nach dem Prinzip des Stapelschneiders, wo das Perforiermesser parallel zur Papierfläche geführt wird.

Ein Beispiel für ein Gerät für kleine Auflagen bei verhältnismäßig niedrigem Preis ist die "Galaxy Crease and Perforate Pro" zum Rillen und Perforieren. Der Englische Anbieter Galaxy Print Finishing bietet die Maschine wahlweise auch ein wenig günstiger für nur einen der beiden Anwendungsfälle an. Als Spezialfall gibt es für die KB-32 Multifunktionsstanze des Ungarischen Herstellers Paperfox auch ein Perforierwerkzeug PKB-32.

Beispiele zu den Papierschneidertypen

Beim Thema Papier schneiden deckt die Marke  » Dahle  den größten Bereich ab. Nur im Segment der Stapelschneider bietet  » IDEAL  das deutlich größere Sortiment.

Die Hauptkriterien bei Papierschneidern sind Schnittlänge und Schnitthöhe. Was Materialbedarf und Aufwand betrifft, stehen die beiden Kriterien in Konkurrenz zueinander.

Rollenschneider

Wenn es um Schnittlänge geht, sind Rollenschneider unschlagbar, weil nur Tisch, Untermesser und Führungsstange verlängert werden müssen - das aber natürlich entsprechend stabil. Die 440er Serie von Dahle hat dabei kürzlich noch ein Modell dazubekommen, hier die Übersicht der Serie:
Schnitt- Schnitt- Gesamt-
Marke Modell länge höhe   länge Tiefe Gewicht
Dahle 440 360mm 3.5mm 560mm 384mm 3.9kg
Dahle 442 510mm 3.5mm 710mm 384mm 5.1kg
Dahle 444 670mm 3.0mm 870mm 384mm 5.8kg
Dahle 446 920mm 2.5mm 1120mm 384mm 7.4kg
Dahle 448 1300mm 2.0mm 1500mm 384mm 9.4kg
Dahle 472 1830mm 1.0mm 2030mm 384mm 12.0kg

Hebelschneider

Bei Hebelschneidern gibt es unzählige Modelle, sowie unterschiedliche Systeme beim Berührungsschutz für das Messer. Hier eine kleine Übersicht der stabileren Modelle bis 40cm Schnittlänge.
Schnitt- Schnitt-
Marke Modell länge höhe   Breite Tiefe Gewicht
IDEAL 1135 350mm 2.5mm 340mm 585mm 4.5kg
DAHLE 560 340mm 2.5mm 285mm 450mm 4.0kg
DAHLE 561 360mm 3.5mm 265mm 440mm 6.1kg
DAHLE 562 360mm 3.5mm 490mm 460mm 8.8kg
DAHLE 564 360mm 4.5mm 355mm 475mm 9.3kg
IDEAL 1038 385mm 5.0mm 410mm 575mm 9.0kg
DAHLE 565 390mm 4.0mm 355mm 475mm 8.9kg

Stapelschneider

Wenn es um Schnitthöhe geht, wird ein Stapelschneider Pflicht. Die üblichen Stapelschneider sind mit mindestens 30kg allerdings sehr schwer, und haben mit Tischmaßen ab ca. 55x70cm einen höheren Platzbedarf, so dass sie trotz gewisser Vorteile gegenüber den Hebelschneidern viel seltener anzutreffen sind. Die "kleinsten" Geräte der einschlägig bekannten Hersteller sind die Modelle Dahle 842 (430mm/30mm), IDEAL 4300 (430mm/20mm) und IDEAL 4305 (430mm/40mm) bei Preisen über 600 Euro. Im renommierten Versandhandel findet sich noch ein Modell KWTRIO 13943 (370mm/15mm) mit einem Preis von ca. 400 Euro.

Als ganz neue Idee auf dem Gebiet der Stapelschneider bietet IDEAL seit Mitte 2015 einen kompakten Stapelschneider IDEAL 3005 für 300mm Schnittlänge und 5.5mm Stapelhöhe an. Zusammengeklappt und verriegelt benötigt er nur 51x12cm Stellfläche bei 19cm Höhe, und wiegt nur 5kg. Eine ähnlich geringe Schneidleistung hat der Stapelschneider Olympia G 3650 (360mm/5mm) in flacher Bauweise und einem Gewicht von 6.6kg. Beide Geräte liegen preislich um die 200 Euro.

Wer keine Scheu vor Ware aus China mit homöopathischer Menge an Begleittext in katastrophaler Sprachqualität hat, der kann mit den Modellen 858A4 und 858A3 Stapelschneider zum absoluten Schnäppchenpreis bekommen. Das A4 Modell hat eine Arbeitsfläche von ca. 32x32cm, bringt 15kg auf die Waage, und schneidet bis zu 38mm auf 30cm Länge. Das alles bei einem Preis von ca. 80 Euro frei Haus. Wer meint, das sei ein Irrtum: Laut Recherchen wird das Modell im Einkauf bei 100 Stück Abnahmemenge für $45 angeboten. Das etwas größere A3 Modell gibt es für ca. 110 Euro frei Haus, der Hersteller bietet das Gerät je nach Menge für $70-$80 an.

Hier eine Übersicht der "kleinsten" Stapelschneider, sowie zwei Modelle mit mehr als 40mm Schnitthöhe:
Schnitt- Schnitt-
Marke Modell länge höhe   Länge Breite Gewicht
Olympia G 3650 360mm 5.0mm 459mm 508mm 6.6kg
IDEAL 3005 300mm 5.5mm 500mm 240mm 5.2kg
KWTRIO 13943 370mm 15.0mm 450mm 475mm 16.7kg
IDEAL 4300 430mm 20.0mm 575mm 720mm 30.5kg
Dahle 842 430mm 30.0mm 590mm 720mm 31.0kg
- 858A4 300mm 38.0mm 380mm 520mm 15.0kg
- 858A3 430mm 40.0mm 540mm 730mm 26.5kg
IDEAL 4305 430mm 40.0mm 880mm 880mm 44.0kg
Dahle 846 430mm 60.0mm 760mm 650mm 42.0kg
IDEAL 4705 475mm 70.0mm 1000mm 890mm 85.0kg

Eigene Erfahrung

Mein erster Rollenschneider war ein Dahle 507 Baujahr 1987, inzwischen ersetzt durch eine neuere Variante dieses Modells. Für einzelne Blätter und bis 32cm Schnittlänge ist das eine ausreichende Alternative.

Mein Hebelschneider ist ein Dahle 565 aus den 90er Jahren. Das ist das kleinste Modell, bei dem der Tisch breit genug für die Länge von DIN A4 ist, und ein gegenüberliegender Papieranschlag vorhanden ist.

Nachdem ich 2013 in die Verlegenheit geraten bin, Lee Filterfolien von einer 53cm breiten Rolle zu schneiden, habe ich mir noch einen professionellen Rollenschneider Dahle 444 mit 67cm Schnittbreite zugelegt. Das Ding hat zwar monströse Ausmaße und ein ansehnliches Gewicht, eine billigere Ausführung wollte ich aber auf keinen Fall nehmen. Zwischendurch leistet das Gerät jetzt hervorragende Dienste beim Zurechtschneiden von Backpapier von der Rolle. Aufgrund der guten Qualität und der Unhandlichkeit des breiten Modells habe ich mir kurz danach noch den Rollenschneider Dahle 440 mit 36cm Schnittbreite gekauft. Damit erzielt man schon erstaunlich glatte Schnittkanten in dünnen Papierstapeln, und kann auch guten Gewissens dünnen Karton schneiden.

Ein kompakter Stapelschneider ist genau das richtige Werkzeug für mich, also habe ich mir im September 2015 den IDEAL 3005 zugelegt. Die Schnittkante ist zumindest mit fabrikneuem Messer erstaunlich gut. Kleine Abstriche muss man bei der schlecht sichtbaren optischen Schnittandeutung (erfordert zwei AAA Zellen) und dem zu wackeligen rückwärtigen Papieranschlag machen. Allerdings stößt man auch im Hobbybereich mit 5.5mm Schnitthöhe schnell an die Grenzen. So ergeben zum Beispiel die Ringbucheinlagen mit zwei Seiten pro Woche auf etwas kräftigerem Papier schon 6-7mm. Zwei exakt gleiche Schnitte sind insbesondere mit diesem Gerät praktisch unmöglich.

Ein spezieller Anwendungsfall ist das Abtrennen des Binderückens einer Klebebindung. Hierbei sollte übrigens ein Kontakt des Messers mit der Verklebung vermieden werden, bei manchen dauerelastischen Klebern wäre dann ein Zerlegen und Reinigen des Papierschneiders fällig. Ist der Block zu dick für die vorhandenen Papierschneider, kann er zur Not mit einem Teppichmesser in entsprechend dünne Packen aufgetrennt werden. Nachdem zweieinhalb Zentimeter auf fünfmal schneiden nicht lustig ist, bin ich bei Recherchen auf das Gerät von KWTRIO gestoßen. Aber 15mm Schnitthöhe beheben das Problem nicht ganz, und 400 Euro sind auch eine Menge. Danach habe ich noch den Stapelschneider 858A4 mit einem eigentlich unglaublichen Preis von 80 Euro entdeckt. Nach langem Überlegen, und unter Einbeziehung des Prinzips "wenn es zu gut ist um wahr zu sein, ist es nicht wahr", habe ich im Februar 2018 beschlossen: Lieber 80 Euro in den Sand setzen, und im Fall eines "Irrtums" ca. 4cm schneiden zu können, als 400 Euro auszugeben, und nur 15mm schneiden können. In meinem Fall ist alles gut gegangen. Ich musste nur einen gebrochenen Gerätefuß wechseln (Ersatz lag bei), zwei beiliegende Rändelschrauben der Verkleidung einsetzen (warum auch immer die nicht festgeschraubt waren), und mir die Funktionsweise des Geräts erarbeiten. Eigentlich muss man nur die Kurbel der manuellen Pressung umgekehrt zur Verpackungsstellung montieren (Inbusschlüssel ist im Papieranschlag verstaut), und den Hebel der Schneidvorrichtung aufstecken.

Die große Frage: Würde ich mir nach Kenntnis eines sehr günstigen Stapelschneiders und eines hochwertigen Rollenschneiders noch einen hochwertigen Hebelschneider kaufen? Die Antwort lautet definitiv: Ja - besonders wegen der sehr guten Kontrolle des Schnitts. Aber wahrscheinlich ein etwas günstigeres Modell: Während das Modell 565 (390/4.0mm) ab ca. 270 Euro erhältlich ist, ist das Modell 561 (360/3.5mm) ab ca. 160 Euro verfügbar. Der gegenüberliegende Anschlag des größeren Modells hat mir nie wirklich geholfen, und bei der Stütze für überstehendes Papier kann man auch improvisieren. Was die Schnittlänge betrifft, sind bei 360mm noch Schnitte von 14" möglich, während die 390mm des größeren Modells noch nicht für die Länge von A3 reichen.

Die genannten Firmen- und Produktnamen sind in der Regel geschützte Marken und/oder eingetragene Warenzeichen.
Die Nennung erfolgt nur zu informativen Zwecken, und dient keinerlei wirtschaftlichen Interessen.


Hans-Jürgen Reggel   ·   http://www.hjreggel.net/office/   ·   Impressum   ·   2012-02-29 ~ 2018-09-04