Eigentlich könnte eine Maschine dieser Art der beste Vollautomat sein, denn normale Vollautomaten haben den Nachteil, dass sie alle Getränketypen aus einer Bohnensorte herstellen müssen. Bei einer Einzelportionsmaschine ist dies nicht der Fall, jede Kapsel kann unterschiedliche Bohnen, Röstung und Mahlgrad enthalten. Die Tassimo verspielt diesen Vorteil aber durch die unzureichende Aufbereitung des Espresso, und hat zugleich Einschränkungen durch die Aufbereitung des Milchkonzentrats. Details dazu im folgenden Text.
Die Maschine ist übersichtlich aufgebaut, einfach in der Bedienung, und hat einen recht großen gut einsehbaren Wassertank mit Füllstandsmelder. Auf der Rückseite befindet sich der Hauptschalter, an der Vorderseite befindet sich der Start/Stop-Knopf neben vier Status-LEDs. Nach dem Einschalten ist die Maschine im Standby, ein Druck auf den Knopf veranlasst das Aufheizen und den Wechsel in den Bereitschaftszustand.
Die Kapselhalterung ist gut in der Handhabung, das Bauteil mit Anstich/Auslauf ist zur Reinigung abnehmbar und in zwei Einzelteile zerlegbar. Das ist auch gut so, denn die Auslaufstelle ist nicht ausreichend dicht, nach ein paar unterschiedlichen Getränketypen ergibt sich hier eine kleine Sauerei.
Die Maschine hat einen Tassenstand, der in normaler Position für eine hohe Kaffeetasse bemessen ist. In hochgestellter Position ist der Abstand für eine niedrige Kaffeetasse, Cappuccinotasse oder Espressotasse ideal. Unter dem Tassenstand befindet sich der Auffangbecher, der auch als Überlauf für den Boiler dient. In diesen Auffangbecher kann auch ein hohes Glas mit ca. 300ml Fassungsvermögen für die Zubereitung von Latte Macchiato gestellt werden. Zusätzlich kann der gesamte Spritzschutzbereich zusammen mit der Standfläche für den Auffangbecher zur Reinigung entnommen werden, die Maschine ist also recht pflegeleicht.
Mit Ausnahme der fast doppelt so hohen "Großraumkapseln" haben die T-Discs eine einheitliche Größe. In fast allen Fällen sind jeweils acht normale oder vier Großraumkapseln in einem kleinen Kartonspender einheitlicher Größe verpackt. Ein bis drei dieser Spender ergeben eine Verpackungseinheit. Beim Öffnen einer Tassimo-Packung strömt einem dadurch nicht der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee, sondern höchstens der Duft von nicht ganz getrockneter Druckfarbe der Kartons in die Nase. Dafür lassen sich die Spender leicht aneinanderreihen und stapeln. Im Gegensatz zu anderen Systemen ist so die Aufbewahrung und Entnahme der Kapseln traumhaft einfach.
Jede T-Disc trägt einen Barcode, an dem die Maschine die Art der Zubereitung abliest. Es gibt allerdings nur wenige unterschiedliche Barcodes, die verschiedenen Möglichkeiten müssen schließlich vor der Fertigung der Maschine festgelegt werden. Die Barcodes identifizieren also nicht die Getränkesorte, sondern nur die Art der Zubereitung.
Nach dem Einlegen einer Kapsel sollte die Automatik-Lampe leuchten. Ist dies nicht der Fall, ist eventuell das Fenster des Barcode-Lesers beschlagen, feucht oder verschmutzt. Das wichtigste Hilfsmittel sollte übrigens die sogenannte "Reinigungsdisc" sein. Genaugenommen ist es eine Disc mit direkter Verbindung vom Zulauf zum Auslauf für einen Leerbezug, der ca. 180-200ml heißes Wasser ergibt. Wie jeder Vorgang, ist auch der Leerbezug mit einem Druck auf den Start/Stop-Knopf abbrechbar, es kann also auch eine kleinere Menge heißes Wasser gezapft werden.
Das Prinzip der Zubereitung ist eigentlich recht einfach: Zuerst wird die Kapsel mit heißem Wasser geflutet, gefolgt von einer relativ langen Pause. Danach beginnt der eigentliche Brühvorgang mit einem ratternden Geräusch, gefolgt von einer Nachlaufphase.
Nach der Zubereitung schaltet die Maschine in den manuellen Modus. Laut Handbuch kann man nun das Getränk "den Vorlieben anpassen", indem während dem gedrückt halten des Knopfes zusätzlich Wasser durch die Kapsel gepumpt wird. Es ist aber dringend abzuraten, bei Kaffee nochmal Wasser durch das Pulver laufen zu lassen, weil so hauptsächlich noch Bitterstoffe aus dem Pulver gespült werden. Die optimale Lösung wäre eine manuelle Anpassung der durch den Barcode vorgegebenen Menge vor dem Brühvorgang gewesen, also zum Beispiel ein Drehregler von -30% bis +30%.
Die Auswahl an Filterkaffee ist nicht sehr groß, trotzdem soll er einen eigenen Abschnitt bekommen. Die Deutsche "Jacobs Krönung" und der Österreichische "Jacobs Monarch" ergeben jeweils aus 7g Kaffeepulver ca. 160ml Kaffee ohne nennenswerte Schaumbildung. Einen direkten Vergleich kann ich hier nicht ziehen, denn die vorhandenen Krönungs-Kapseln stammen noch aus meinem allerersten Probekauf, und sind damit deutlich überlagert.
Bei Kaffee Crema ist die Auswahl deutlich größer, und die verschiedenen Sorten verwenden unterschiedliche Barcodes.
Der Deutsche "Jacobs Caffè Crema Vollmundig & Intensiv" erzeugt aus 7g Kaffeepulver ca. 150ml Flüssigkeit, inklusive Schaum ca. 170ml. Nachdem der Kaffee trotz vollmundiger Ankündigung nicht wirklich stark ist, haben sich die anderen Sorten erst gar nicht für einen Test qualifiziert. Der "Jacobs Caffè Crema Sanft & Mild" bringt zudem nur 6g Kaffeepulver mit.
Der Kaffee aus der "Rainforest Alliance" erzeugt aus 7.8g Kaffeepulver ca. 130ml Flüssigkeit, inklusive Schaum ca. 150ml. Interessant ist dabei die Tatsache, dass diese Disc den gleichen Barcode wie die Filterkaffees aufweist, der Unterschied zwischen Filterkaffee und Kaffee Crema wird also nicht durch die Maschine, sondern den inneren Aufbau der Kapsel bestimmt.
Die Kaffees aus den Schweizer Mastro Lorenzo Discs erzeugen jeweils ca. 110ml Flüssigkeit, inklusive Schaum ca. 130ml. Dazu verwenden die Sorten "Mastro Lorenzo Crema" und "Mastro Lorenzo Decaffeinato" je 8g Kaffeepulver, der "Mastro Lorenzo Crema Intenso" verwendet 9g Kaffeepulver. Der Crema Intenso schmeckt dann auch so, wie ein kräftger Kaffee schmecken soll. Bei 110ml aus 9g Kaffeepulver statt 150ml aus 7g Kaffeepulver verwundert das auch nicht.
Tassimo "Espresso" während der Zubereitung |
Tassimo "Espresso" Endergebnis |
Für die Zubereitung eines Espresso kann der Tassenstand in die hohe Position gebracht werden. Eine traditionelle Espressotasse ist für den Tassimo-Espresso zu klein, auf den Fotos ist ein Espressoglas mit ca. 90ml Fassungsvermögen zu sehen. Es entsteht ca. 50ml Flüssigkeit, inklusive Schaum ca. 70ml. Schaum ist auch hier die richtige Bezeichnung, eine echte Crema entsteht nicht, sondern eine grobporige Schaumkrone wie beim Kaffee Crema.
Tassimo "Espresso" ca. 90 Sekunden nach der Zubereitung |
Besonders bedenklich ist hier auch der allgemeine Brühvorgang der Maschine: Die Pumpe läuft für ca. 2.8 Sekunden an, um die Kapsel mit Wasser zu fluten, erst ca. 13 Sekunden nach dem Starten läuft die Pumpe wieder an. Es gibt durchaus Maschinen, die mit einer Voranfeuchtung von 3-6 Sekunden arbeiten, aber bei 13 Sekunden kann schon von Einweichzeit gesprochen werden. Beim Deutschen Jacobs Espresso mit 8g Einwaage beträgt die anschließende Pumpzeit ca. 8.5 Sekunden, beim Schweizer Mastro Lorenzo Espresso mit 8.5g Einwaage und unterschiedlichem Barcode beträgt die Pumpzeit ca. 6.5 Sekunden. Die Nachlaufzeit beträgt in beiden Fällen ca. 9 Sekunden.
Insgesamt ist der Tassimo-Espresso ein kleiner starker Kaffee, im Vergleich zu einem echten Espresso mit 25-35ml fehlen die Konsistenz und das Aroma, sowie eine gleichmäßige blasenfreie Crema. Der Espresso ist damit so weit vom Idealzustand entfernt, dass die Zubereitung von Cappuccino und Latte Macchiato damit eigentlich nicht ratsam ist.
Für die Zubereitung eines Cappuccino kann eine kleine schalenförmige Tasse mit ca. 200ml Fassungsvermögen verwendet werden. Der Tassenstand kann dann in die hohe Position gestellt werden. Zuerst wird ein Espresso in die Tasse gebrüht, es ergibt sich dabei eine dünne grobporige und fleckige Schaumschicht.
Tassimo "Espresso" in einer Cappuccinotasse |
Darüber wird dann der Inhalt einer Milchkapsel zubereitet, in der alten Version 26.9g gelbliches Milchkonzentrat, in der neuen Version 21.5g weißes Milchkonzentrat. Als Ergebnis erhält man ca. 150ml Flüssigkeit, inklusive Schaum ca. 175ml. Der Schaum ist sehr grobporig, außen bräunlich, und innen weiß. Das Foto zeigt eine Tasse mit ca. 225ml Fassungsvermögen, in diesem Moment war kein geeigneteres Exemplar greifbar.
Tassimo "Cappuccino" |
Zucker fällt fast ungebremst durch die Schaumschicht hindurch, wenn vorsichtig von einer Stelle aus umgerührt wird, bleibt die Schaumdecke weitgehend intakt. Das Getränk ist nach der Zubereitung sehr heiß, die Milch wird eindeutig bei zu hoher Temperatur aufbereitet. Ob nun die hohe Temperatur oder die Inhaltsstoffe für den etwas seltsamen Geruch verantwortlich sind, kann ich nicht beurteilen.
Zwischen der alten und der neuen Cappuccino-Rezeptur konnte ich selbst im direkten Vergleich keinen Unterschied feststellen.
Als Experiment habe ich zwei weitere Varianten zubereitet: Echter Espresso mit Tassimo-Milchschaum, sowie Tassimo-Espresso mit echtem Milchschaum. Nach dem Aussehen bewertet gewinnt eindeutig der Tassimo-Espresso mit echtem Milchschaum, nach dem Geschmack bewertet liegt dagegen echter Espresso mit Tassimo-Milchschaum vorn. Das Experiment zeigt also, dass der Tassimo-Espresso gar nicht, und Tassimo-Milch und Tassimo-Milchschaum nicht wirklich für einen richtigen Cappuccino geeignet sind.
Für die Zubereitung einer Latte Macchiato ist ein Glas mit 250-300ml Fassungsvermögen erforderlich. Um das Glas unter den Auslauf der Maschine zu bekommen, muss der Tassenstand entfernt werden, und das Glas direkt in den Überlaufbehälter gestellt werden. Ein vorheriges Leeren und Ausschwenken des Behälters ist somit dringend anzuraten.
Die eigentliche Zubereitung erfolgt in zwei Schritten: Aus den 52g Milchkonzentrat der Großraumkapsel entstehen ca. 150ml Flüssigkeit und anfangs ca. 100ml grobporiger Schaum. Aus einer Espresso-Kapsel wird dann stilecht der sogenannte Espresso durch den Schaum hindurch auf die Milch zubereitet. Das Ergebnis besteht dann aus ca. 200ml Flüssigkeit, inklusive Schaum ca. 280ml. Aus der Entfernung betrachtet sieht das schon täuschend echt aus.
Tassimo "Latte Macchiato" Milchanteil |
Tassimo "Latte Macchiato" Endergebnis |
Wie beim Cappuccino ist das Getränk nach der Zubereitung zu heiß, auch hier wird die Milch bei zu hoher Temperatur aufbereitet. Das Getränk ist für mein Empfinden deutlich zu schwach gemischt, der Zucker fällt nur leicht verzögert durch den Schaum. Nach dem Umrühren ist vom Schaum nicht mehr viel übrig, und es stellt sich eine sehr hellbraune Farbe ein. Bei ein Glas mit 300ml Fassungsvermögen kann ein zweiter Espresso hinzugefügt werden, dann entsteht ein akzeptables Mischungsverhältnis. Insgesamt gilt aber ähnlich wie beim Cappuccino, dass die Komponenten einen echten Espresso und frische Vollmilch bei weitem nicht ersetzen können.
Eine Kapsel "Milchkomposition" erzeugt ca. 80ml Milch und ca. 40ml Milchschaum. Die Zusammensetzung ist fast identisch mit der Kapsel aus dem neuen Cappuccino-Set. Somit kann man die Kapseln wahlweise mit Espresso zu einem Cappuccino, oder mit einem Kaffee zu einem Milchkaffee kombinieren.
Die "Kakao-Spezialität" in der alten Rezeptur entsteht aus einer sehr dickflüssigen schokoladenartigen Masse. Bei der Zubereitung wird in kurzer Zeit die gesamte Menge aus der Kapsel in die Tasse gespült, und dann nur noch verdünnt. Während der Nachlaufzeit entsteht ein vernachlässigbare Menge Schaum, insgesamt ca. 180ml Flüssigkeit.
Das Ergebnis konnte mich bereits im Einzeltest nicht überzeugen, im direkten Vergleich mit dem Nestlé Chococino (22g Instant-Pulver für 110ml heißes Wasser) fällt das Urteil ganz deulich zugunsten des Chococino aus.
Die Kakao-Spezialität der neuen Rezeptur war während dem Testzeitraum noch nicht in den Läden anzutreffen.
Nachdem ich den neuen Waldfrucht-Tee nicht hatte, steht der Test dazu noch aus. Für die anderen Teesorten würden mir aufgrund persönlicher Abneigung Urteilsvermögen und Vergleichsmöglichkeit fehlen.
Die Tassimo kann mit der richtigen Sorte sehr guten Kaffee brühen. Leider ist das Deutsche Kaffeesortiment für meinem Geschmack zu schwach, Einwaage und Ausgabemenge stützen diesen Eindruck. Das Schweizer Sortiment von Mastro Lorenzo hat mich dagegen in allen drei Kaffeevarianten, Crema, Crema Intenso und Decaffeinato voll überzeugt.
Der Test mit Tee steht noch aus, in allen anderen Disziplinen kann mich die Tassimo gar nicht überzeugen. Das Hauptproblem besteht in der mangelhaften Zubereitung des Espresso, der dummerweise auch die Grundlage für Cappuccino und Latte Macchiato bildet. Ein weiteres Problem ist die Aufbereitung des Milchkonzentrats, bei der vermutlich die hohe Temperatur des Wassers negative Auswirkungen hat. Außerdem wäre ein feinporigerer Schaum mit etwas mehr Standfestigkeit wünschenswert.
Tassimo ist aber auf jeden Fall ein System, das bei den Getränken eine große Sorten- und Artenvielfalt bietet. Dadurch ergibt sich beim Testen des Sortiments ein großer Spaßfaktor.